In den Spiegel geschaut

P1080137

Ein Findelkind wurde von seiner Mutter

in Liebe und Hoffnung empfangen

und in Furcht und Todesangst geboren.

Mit dem letzten Rest von Liebe im Herzen

legte sie es vor das Tor des Waisenhauses

und schlich davon, während ihr Haupt

sich unter der schweren Not beugte.

Und, um ihr Unglück zu vervollkommnen,

wird sie von uns noch verhöhnt:

»Welch eine Schande! O wie schandhaft!«



Sind die Worte Khalil Gibrans heute nicht mehr zeitgemäß?
Echauffiert sich in unserer Zeit überhaupt noch irgendjemand über eine junge Mutter, die ihr Kind weggelegt hat - oder hat sich seit dem Verfassen dieser Zeilen (etwa 1925) einiges oder sogar alles geändert?
s-even - 10. Feb, 10:15

Harter Stoff am Morgen

Ich darf mal kurz abschweifen:
Einige werden jetzt vielleicht sagen unsere Gesellschaft sei "toleranter" geworden; habe Verständnis und Mitgefühl für diese Mütter entwickelt, die - aus welchen Gründen auch immer - ihr eigenes Kind weggeben. Ich empfinde das gesellschaftliche Umgehen damit eher als "wir können es uns leisten und reden deshalb nicht (schlecht) darüber". Es ist kein Auseinandersetzen mit dem Thema. Wie auch? In D gibt es lt. Terre des Hommes knapp 100 Babyklappen mit jährlich ca. 200 Babys. Wobei mir die Zahlen extrem niedrig vorkommen. Das ist kein gesellschaftliches Thema. Und ebensowenig die betroffenen Mütter - und natürlich auch Väter, von denen (Mütter und Väter) zumindest ein gutes Drittel versucht, dann doch das Kleinkind zurückzuholen.

Aber zu Deiner Frage:
Nein, ich sehe nicht, dass sich irgendwer aufregt oder Tiraden über Eltern ablässt, die das Neugeborene in eine Babyklappe legen. Und möglicherweise ist unsere Gesellschaft ja einen kleinen Schritt in Richtung Humanismus gegangen und hat ein weiteres Thema enttabuisiert.

Elisabetta1 - 10. Feb, 19:29

Daß unsere Gesellschaft etwas toleranter geworden ist, finde ich auch und solange die Identität der Mutter nicht bekannt ist, solange ist es ohnedies kein Problem, weil sich, meiner Meinung nach, das Mitleid mit dem Kind in den Vordergrund stellt.
Was ich als besonders erwähnenswert finde ist, daß die Menschen heute hinterfragen warum und wieso sich junge Mütter zu dieser Handlungsweise veranlasst fühlten ; das war nicht immer so
oberansicht - 11. Feb, 02:06

@"Wobei mir die Zahlen extrem niedrig vorkommen": ich glaube eher, dass es deswegen nur 200 aufgefundene babys gibt, weil es mütter gibt, die bereits ihre ungeborenen babys verkaufen ......
Elisabetta1 - 11. Feb, 11:24

Baby Verkauf

Derartiges liest man ja immer wieder, vor allem passiert es in Ländern der Dritten Welt, aber daß sich bei uns in Europa, die Zahlen der weggelegten Babys deswegen niedrig halten, möchte ich nicht glauben müssen ;-((
stoppl - 10. Feb, 13:37

ich finde dass die gesellschaft
scheinheiliger geworden ist
die offizielle meinung divergiert
zu jener der getuschelten.......

s-even - 10. Feb, 14:57

wurde...

...nicht immer schon getuschelt?
Elisabetta1 - 10. Feb, 19:31

Na ja, Getratsche sollte man nicht wirklich ernst nehmen.

Wichtig ist, meiner Meinung nach, daß im Notfall geholfen wird - zum Wohle eines Kindes.
oceanphoenix - 10. Feb, 16:07

ich denk schon, dass sich einiges

geändert hat seit damals. Wobei ich das "wir können es uns leisten" im vorigen Kommentar schon auch zutreffend finde ..die Gesellschaft hat sich geändert, es gibt ganz andere Möglichkeiten, und ich glaube auch, daß die Menschen "im allgemeinen" (wobei solche Verallgemeinerungen natürlich zweifelhaft sind) heutzutage mehr Verständnis aufbringen - vielleicht auch, weil sie mehr wissen, weil der (grob gesagt) durchschnittliche psychologische Kenntnisstand einfach höher ist als früher? Könnte ich mir vorstellen!

Wenn eine Mutter ihr Baby irgendwo abgibt, wo man sich darum kümmern kann ..immerhin .. und leicht ist es ihr sicher nicht gefallen. Aber wenn jemand, wie ich neulich gelesen habe, ein Baby einfach im geschlossenen Auto zurücklässt (mehr brauch ich nicht sagen..) - das finde ich wirklich anklagenswert und schwer oder gar nicht zu rechtfertigen.

Liebe Grüße an dich..und ich wünsche dir ganz, ganz rasche Gute Besserung, liebe Elisabetta!

Ocean

Elisabetta1 - 10. Feb, 19:48

Ja, liebe Ocean, Deiner Sichtweise,...

...kann ich nur zustimmen. Ich habe in meiner Antwort zum ersten Kommentar auch gemeint, daß die Menschen mittlerweile nicht nur vordergründig toleranter geworden sind, sondern auch hinterfragen, warum jemand in diese Notsituation gekommen ist, und vielleicht bei einem persönlichen Erlebnis (evtl. in der Familie, bei Freunden etc.) schon im Vorfeld Hilfe leisten.

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