In den Spiegel geschaut
Ein Findelkind wurde von seiner Mutter
in Liebe und Hoffnung empfangen
und in Furcht und Todesangst geboren.
Mit dem letzten Rest von Liebe im Herzen
legte sie es vor das Tor des Waisenhauses
und schlich davon, während ihr Haupt
sich unter der schweren Not beugte.
Und, um ihr Unglück zu vervollkommnen,
wird sie von uns noch verhöhnt:
»Welch eine Schande! O wie schandhaft!«
Sind die Worte Khalil Gibrans heute nicht mehr zeitgemäß?
Echauffiert sich in unserer Zeit überhaupt noch irgendjemand über eine junge Mutter, die ihr Kind weggelegt hat - oder hat sich seit dem Verfassen dieser Zeilen (etwa 1925) einiges oder sogar alles geändert?
Elisabetta1 - 10. Feb, 07:37
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