Herbsttag
Kann es denn Herbst werden,
ohne das wunderbare Gedicht von Rainer Maria Rilke?
Ich finde: Nein
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Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß die Winde los.
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Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gieb ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.
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Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
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Rilke hat dieses Gedicht im Jahr 1902 geschrieben,
in einer sehr tristen Phase.
Das Familienstipendium verloren,
ohne festen Wohnsitz und ohne Familie.
Das Naturgeschehen, der Herbst,
entspricht der göttlichen Ordnung, seine
Lebensplanung aber so gar nicht.
Authentisch und melancholisch, eben Rilke!
Elisabetta1 - 25. Sep, 22:39
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Guten Morgen, liebe Elisabetta :)
was ich nicht wußte - der persönliche Hintergrund, der Rilke dazu gebracht hat, dies zu dichten.. das erklärt die tiefe Melancholie, die aus seinen Zeilen spricht.
Melancholisch ..finde ich den Herbst auch oftmals ..tu mich schwer mit dem Loslassen des Sommers, einfach auch durch die Angst vor dem Wesen der Vergänglichkeit allgemein. Aber es gehört eben dazu, in die göttliche Ordnung..so ist es.
Schön, dass du den Wald so nahe hast :)
bei uns gibt's auch Wald "näher dran" ..wir leben eigentlich fast schon umgeben von Wald.
Ich wünsch dir einen guten Wochenbeginn und schicke dir liebe Grüße,
Ocean
Da bin ich ganz bei Dir,...
Es wird einem sehr bewußt gemacht, wie vergänglich alles - auch der Mensch - ist.
Nicht mal der Winter lässt diese morbide Stimmung in irgendeiner Form zu.
Liebe Grüße und eine *traumhaft* schöne Woche
wünscht Elisabetta